Sidekick Interview mit Jogges am 26.01.05
Ich
steige ins Interview ein mit einem Zitat von Euch: “Our life is a
sidekick in your face, against society , against ignorance in your
face!” Bei der Vorbereitung zu diesem Interview habe ich lange
überlegt, wie und wo fange ich an. SIDEKICK. Ihr habt euch jetzt
aufgelöst. Am 8. Januar 2005 war die Abschiedsshow mit FINAL
PRAYER, BEATDOWN, BLACK FRIDAY 29 und CATARACT. Ich war selbst dabei
und muss sagen, dass das ein richtig geiler Tag war. Ich denke als Band
kann man sich keinen besseren Abschied wünschen, oder?
Ja, definitiv.
Es
waren super viel Leute da, die ihr durch SIDEKICK über die Jahre
hinweg kennen gelernt habt, sei es durch Shows, befreundete Bands,
Labels, Distros, Fanzines und Freunde. Aus Berlin sind glaub ich die
Leute von MAD MOB oder...von MAD, genau...die sind mit einen Reisebus
angerauscht, innerhalb weniger Tage war die Show ausverkauft, es gab
nur noch 50 Karten an der Abendkasse....was für ein Gefühl
ist das? Gab es für dich persönlich Highlights an diesem
Abend? Hat dir was gefehlt? Wie geht´ s Dir jetzt nach dieser
Abschiedshow?
Hm, gute Frage. Jetzt, wo du so
resümierst.....also wir kennen uns jetzt schon ein Weilchen Conny,
muss ich sagen, dass der Tag so ziemlich an mir vorbeigezogen ist, da
ging alles sehr schnell irgendwie.... und ich konnte da
eigentlich nicht so wirklich resümieren, bis zum jetzigen
Zeitpunkt. Jetzt gerade, wo wir auch das Interview machen,
kommt alles so in mir hoch, weißt du... die Worte die du da gesprochen hast, was es eigentlich war
– Sidekick und wie crazy der Abend war, was da eigentlich alles los war
und dass es jetzt vorbei ist. Ich habe ein lachendes und weinendes Auge, was die ganze Sache
angeht. Also Sidekick hat mir persönlich verdammt viel bedeutet.
Es hat mich einfach...das was in mir so schlummert zum Ausdruck
gebracht, ich konnte einfach auf die Bühne gehen, irgendwas
sagen, ich konnte meiner Energie freien Lauf lassen auf der Bühne,
ich konnte `ne Message rüberbringen. Ich konnte mit vier guten
Freunden, die meine Brüder und Freunde sind vor allem sechs gute
Jahre erleben, mit ihnen auf Tour sein, mit ihnen viele coole Shows
spielen, nette Leute kennen lernen. Ich hab` so einige meiner besten
Freunde durch Hardcore und durch Sidekick kennen gelernt. Also ich will
Dir jetzt bewusst keine Namen nennen, weil ich wahrscheinlich eh
wieder irgendwelche vergessen würde, aber so ...da sind einfach so
wahnsinnig viele, so wahnsinnig dick ist alles geworden...und es
bedeutet mir verdammt viel, und hat mir verdammt viel bedeutet und es
wird mir immer in mir sein und es wird immer ein Moment sein, den ich
in meinem Herzen trage. Das lachende Auge ist, dass ich weiß, wir
sind genau an der Spitze des Berges gestorben, oben am Gipfel. Das war
immer das, was wir machen wollten, wir hatten `ne zeitlang so gedacht:
„ Ey, haben wir den Bogen jetzt überspannt?“ Ich weiß nicht,
wir hatten ein wenig mit dem Line Up Probleme, die Jungs hatten alle
keine so richtige Zeit mehr. Wir hatten im Sommer, als wir das auch so
beschlossen haben , gedacht: „Au Mann, haben wir uns jetzt quasi
irgendwie tot gespielt oder ist jetzt die Luft raus?“ Dann, als
der Entschluss gefasst wurde, war sehr schnell klar, dass das genau der
richtige Moment war. Wir sind stolz drauf, was wir damit erreicht
haben. Wir sind stolz drauf, dass wir Stuttgart mit formen durften, so
dass es jetzt, wenn wir uns „Hardcoredeutschland“ anschauen, (beide lachen) auf jeden Fall so
`nen Fleck ist , der auf jeden Fall respektiert wird. Wir haben da
immer versucht, nie ein egozentrisches Ding zu machen. Wir haben
immer versucht Leute mit einzubinden
Das
haben wir ja gesehen.
Ja, das heißt einfach: wir
wollten immer den ganzen „Oldschoolgedanken“ - zusammen gegen `ne Sache
da draußen kämpfen; wir werden immer Punks und Skins auf
Shows bringen, wir haben immer versucht Veganer und Biertrinker auf
Shows zu vereinen – (stutzt)
Veganer und Biertrinker – Straightedger (lacht) und Biertrinker oder
whatever, weißt Du? Verschiedene Gruppierungen, die es gibt im
Hardcore, die wollten wir zusammenbringen. Ich denke es ist uns ein
stückweit auf jeden Fall auch gelungen, ich denke auch, dass es so
ein bischen ein Manmahl ist oder wie nennt man das? Es ist einfach so,
dass es funktionieren kann, wenn man nur an eine Sache glaubt, wenn man
eine Sache pusht. Und hier in Stuttgart ist es auf jeden Fall gut
geworden und ich wünsche mir wirklich, und das - ich möchte
jetzt einfach das Medium hier auch nützen - ohne Sidekick die
Flagge quasi weiterweht und nicht untergeht. Wir sind da - immer
noch, und werden die ganze Sache pushen. Wir sind irgendwie
älter geworden, sind weiter gegangen, einige Schritte in
unserem Leben, aber mir persönlich bedeutet Hardcore immer noch
wahnsinnig viel und ich denke es wird in Zukunft bestimmt auch in
irgend einer Form etwas kommen.
Darauf
werde ich auf jeden Fall später noch mal zurückkommen.
Okay, ja.
Du
hast schon jetzt `ne Menge erzählt. Noch ein Punkt, bevor wir
jetzt das Thema abschließen: Hat dir etwas gefehlt bei der
letzten Show oder würdest Du sagen, es war wirklich ein perfekter
Tag? Danach würde ich gerne einen Rückblick machen - also
praktisch ins Jahr 1998 zurückgehen, wo alles angefangen hatte...
Es war ein perfekter Tag, glaube
ich fast. Es war ein perfekter ...(überlegt)
Also
fällt Dir nichts negatives ein? Irgendetwas, wo du sagen
würdest...
Nee, definitiv nicht, aber ich bin
sowieso immer ein Mensch, der generell die positiven Dinge im Leben
sieht und... ich weiß nicht, also wie ich vorher schon gesagt
habe, der Tag ist einfach so an mir vorbeigeschwirrt. Auf einmal
standen wir auf der Bühne, dann ging´ s los.....(überlegt)...es war einfach der
Hammer, ja es hat mir mit Sicherheit was gefehlt. Ich hätte mir
eigentlich gewünscht, dass irgendwie DISRESPECT oder TRUE BLUE
quasi ne Reunion da spielen, das wäre gut gewesen, weil ich muss
dazu einfach sagen, dass die zwei Bands so die prägendsten Bands
gewesen sind, mit denen wir zusammen gespielt haben, wo einfach
wahnsinnig viel war, die wahnsinnig tight waren. Wir haben mit
DISRESPECT gerade in den Anfangstagen so viel zusammen gespielt. Wir
hatten da eine sehr, sehr starke Connection zu Berlin und ich hab den
Felix Heiduk vermisst an dem Tag, der normalerweise für FINAL
PRAYER Bass spielt. Wenn, dann wäre das natürlich die
einzigste Sache, die ich vermisst habe, und natürlich
Natzelito und Patrick Kitzel.
Okay.
Der ist ja in New York.
Ja, der hätte ein wenig weit
fliegen müssen. (beide lachen)
Okay.
7 Jahre Sidekick, ja?
Ja.
Ich
würde gerne mit Dir einen Rückblick machen jetzt und erst mal
ins Jahr 1998 zurück gehen. Du hast ja schon ein wenig
erzählt, dass ihr Freunde seid. Trotzdem noch mal möchte ich
einfach dieses Interview nützen, um einfach noch mal so ne richtig
große Zusammenfassung zu machen. Wie fing damals alles an mit
Sidekick? Also ihr fünf : Heiko, Pädde, Timo , Fabi und Du -
seid ihr schon immer Freunde gewesen? Oder wie habt ihr Euch gefunden?
Ja, also Heiko, Fabi und ich sind
definitiv zusammen groß geworden. Wir kennen uns im Prinzip seit
der ersten Klasse. Pädde kam irgendwann mal später dazu,
frag` mich bitte nicht wann . Wir sind irgendwie ....wir hatten hier so
unsere Gang, mit Hansi, Timo Dunkel und so – die ganzen Jungs. Wir
hängen schon seit Jahren ab und Pädde hatte aus dieser Crew
mal `ne Freundin und, dann ist er so mit uns in Berührung
gekommen. Es war irgendwie so ganz schnell klar, dass wir auf einer
Wellenlänge ticken und dass wir irgendwie so...wir sind innerhalb
kürzester Zeit einfach sehr, sehr gute Freunde geworden. So,
Heiko und ich hatten zu der Zeit noch in `ner anderen Band gespielt-
TARGOST hieß die Band damals.
Wie
hieß die?
TARGOST. (lacht) also
„T-A-R-G-O-S-T“. Damit Du ´s auch gut abtippen kannst, okay? (beide lachen). Ja, und ich hatte da
Schlagzeug gespielt in der Band. Ich sag mal...das war so nen bischen
Metalcore, ganz am Anfang war´ s Deathmetal. Es war cool für
mich zu spielen, weil ich irgendwie gefördert wurde mit dem
Schlagzeug spielen. Dennoch war es mir zu wenig, weil ich schon immer
ein Hardcorekid war. Ich mag Metal irgendwie schon, aber ich bin ein
Harcorekid, weil ich mich einfach mehr mit dem Denken identifizieren
kann. Heiko hat in der Band gespielt.
Ich
möchte gerade an der Stelle noch mal einhaken, weil mich
interessiert, wie Du eigentlich zu Hardcore gekommen bist, Du ganz
persönlich? Das kannst Du jetzt gleich mit einfließen
lassen...
Ja. Okay.
Oder
später...
Später. Und...ja rrrrrrrrrr (überlegt)...wo war ich stehen
geblieben? Irgendwie hatten Heiko und ich halt einfach mal Bock, weil
der Heiko auch ein Hardcorekid ist : „Ey, lass uns mal ne Hardcoreband
machen!“ Ich wollte einfach singen in `ner Hardcoreand , ich wollte
einfach irgendwie das, was in mir schlummert freien Lauf lassen und ein
aktiver Part sein. Damals war in Stuttgart schon soviel Potential da,
es sind viele Leute wieder auf Shows gegangen und so, und da war
einfach so `ne Energie da und wir wollten das halt irgendwie so puschen
das ganze, und ja wir haben dann angefangen. Damals hat dann die erste
Probe noch Schoko mitgespielt, das war ein guter Freund von uns, der
Hume - kennen vielleicht noch einige alte Stuttgarter so- der war die
erste Probe...(überlegt...)
mit dem haben wir auch so das erste Lied geschrieben und....
Kannst
du dich noch erinnern wie das hieß?
Das war „For the crew”, ja das
haben wir an der letzten Show gespielt. Das kam damals nur auf OUR
WORLD auf ein 50 Stück limitiertes
Tape...“Commitment“...auf dem „Commitment – Tape“ genau. Da gab´
s noch mal ein Extratape, wovon es nur 50 Stück gab, und da ist
der Song drauf. Das Lied haben quasi nur 50 Leute zuhause
sozusagen. Das hat man auch deutlich gemerkt an der Show, dass es
einfach niemand gekannt hat, da wir das einfach schon Jahre nicht mehr
gespielt haben. Das haben wir bestimmt fünf Jahre nicht mehr
gespielt, aber wir wollten einfach mit dem Song irgendwie sagen, „Yo,
den gibt´ s einfach auch noch, weil mit dem irgendwie alles
begann.“ Anyway, da war halt Schoko dabei, Pädde kam dann
irgendwann in die Probe. Der sollte ursprünglich eigentlich Bass
erst spielen und hatte dann aber seine Gitarre mitgebracht, wir haben
weitergespielt und dann gab` s mit Schoko irgendwie so `nen „Beef“, auf
den ich jetzt auf jeden Fall nicht näher eingehe. Der hat sich in
der Zwischenzeit auch gelegt.....(überlegt)
und er war dann halt auch irgendwie raus. Das heißt, wir haben zu
viert weitergemacht. Pädde an der Gitarre, Heiko an der Gitarre,
Fabi am Schlagzeug und ich Gesang. Genau. Wir haben die ersten zwei
Shows auch ohne Bass gespielt, weil wir einfach keinen Bassisten
hatten. Und Timo war witzigerweise so die ersten zwei Shows oder drei
Shows ...ich weiß gar nicht mehr wie viel es war ..war er so als
Typ quasi im Publikum und irgendwann mal hat er uns angesprochen, ich
weiß es, das war die Show mit VISION in Metzingen, oder neee
ENSIGN hätten da spielen sollen, und er „Hey, ich kann Bass
spielen, wie sieht´ s aus?“ Wir „Hey, yo let´s go. Bist
dabei und es war irgendwie ganz cool. Genau.
Also
ihr kanntet ihn vorher nicht?
Doch, wir kannten ihn auch, aber
eher so flüchtig.
Flüchtig?
Also, wir sind quasi erst dann in
der Band gute Freunde geworden.
Habt
ihr auch privat viel zusammen gemacht oder habt ihr euch nur zum
Musikmachen getroffen?
Nee, voll...eine Crew. Definitiv,
was auch immer noch so ist. Wir sind immer noch sehr, sehr gute
Freunde. Das war einfach auch etwas, was uns immer so wahnsinnig
verbunden hat, dass wir einfach irgendwie Familie waren. Es war nicht
nur eine Band, es war SIDEKICK FAMILY.
Auf
eurer Homepage habe ich gelesen, dass ihr ein aktiver Teil der
Hardcoreszene sein wollt, um Hardcore das zurückzugeben, was euch
Hardcore gegeben hat. Kannst Du mir sagen, was das genau war? Kannst Du
mir beschreiben, was Hardcore Dir gegeben hat? Vielleicht kannst du
dann auch gleich mit erzählen, wie du zu Hardcore gekommen
bist.
Okay. Also was Hardcore mir gegeben
hat: ich habe angefangen Punk und Metal zu hören und...
Wie
alt warst du da?
Das weiß ich nicht. Das war
so mit 13, 14. Das war irgendwie so belanglos, aber dann irgendwann,
als ich in die Lehre gekommen bin, da war so ´nen Typ, der
hat mich auf AGNOSTIC FRONT und CRO-MAGS gebracht.
Der meinte so : „Hey Mann, das ist genau die Mischung. Das ist der
Anteil Punk und der Anteil Metal. Ab dem Moment wurde einfach mein
Interesse für Hardcore geweckt und ich bin immer weiter
reingewachsen. Wir haben uns einfach informiert, uns Platten bestellt
und CDs bestellt und uns Tapes irgendwie gegenseitig überspielt.
So ist unser Interesse gewachsen, dann haben wir irgendwann mal - das
ist Urjahre her - die ganzen Leute, wie Matze Our World, Captain Crap,
Dunkel, Höfle, Hondo und so weiter auf Shows kennen gelernt. Wir
haben dann eine Crew gegründet, mehr oder weniger und hatten` s
irgendwie schon ganz wichtig so mit diesem „Unity - Ding“ : zusammen
halt , denn wir haben uns gesucht und gefunden. So ist dann diese
ganze „SFC – Crew“ entstanden mit Hansi und Höfle und so, die
ganzen Jungs. Ich meine, das sagt jetzt hier nur Stuttgarter Leuten was
(lacht)...und es sind
einfach immer noch meine besten Freunde, die ich einfach durch
Hardcore mitunter gefunden habe und....
Was
meinst Du mit „SFC- Crew“? Meinst Du damit die Southside.....
Nee, das heißt „Screaming for
Change“ also....
Screaming
For Change Crew???
Wir haben am Anfang ein wenig
versucht so lächerlich ein paar Platten zu verticken, und wir
haben dem ganzen einen Namen gegeben und dann haben wir einfach gesagt:
„Hey, lass uns Screaming For Change nennen.“ Also nicht nur, weil wir
alle UNIFORM CHOICE mögen und das ein supergeiler
UNIFORM CHOICE Song ist , sondern weil es einfach auch bezeichnend ein
Stück weit für unser Leben ist, und bezeichnend für
Hardcore. „Always screaming for Change”. Niemals still stehen.
Stillstand ist der Tod, heißt es so schön. Ich denke
für Hardcore ist es wichtig, weiter zu gehen, aber ohne den Blick
auf die Wurzeln zu verlieren, sondern nur, weißt Du....man ist
nie zufrieden, wenn man Hardcorekid ist, ich war...ich denke, deshalb
sind wir alle Hardcore, weil wir was bewegen wollen. Hardcore ist eine
Bewegung und es heißt, was bewegen. Und das ist uns auf jeden
Fall wichtig, und da knüpfe ich auch an: wir wollten was bewegen.
Wir wollten einfach...ich denke, wir haben so unterschwellig das
Potential in Stuttgart irgendwie gespürt , wir haben so die
richtige Crew im Nacken. Ich hab vorher noch - du hast mich kurz
unterbrochen - einen wichtigen Namen vergessen: Matze Our World- ja,
das waren einfach auch so Leute, die ich schon relativ früh kennen
gelernt habe, der mir persönlich viel „geteacht“ hat, was Hardcore
angeht. Auch so Leute wie Rene Beat Down und...Jochen Beat Down, das
waren immer so ältere Leute, die mir viel Tipps gegeben
haben. Das finde ich einfach wichtig und das ist ja auch das, was ich
jetzt irgendwelchen Leuten weitergeben will, weißt du so meine
„Hardcoreknowledge“, nenne ich das jetzt mal: einfach an jüngere
Kids, die kommen und das ist für mich einfach so `ne Freude zu
sehen, wenn ich einfach die TEAMKILLER Jungs als Beispiel sehe oder die
CRISIS NEVER ENDS Jungs. Oder jetzt auch hier den Hulkster, der mir so
wahnsinnig ans Herz gewachsen ist, zu sehen, einfach „Yo, die machen
das irgendwie, die bewegen das weiter!“ Die tragen den
Namen Hardcore weiter und so...es gibt natürlich zigtausend, tut
mir jetzt leid, wenn ich irgendwelche Namen vergessen habe, aber
das soll ja keine Aufreihung von Namen und kein „scheissnamedropping“
werden. Das ist wichtig und ich denke wir wollten diesen ganzen
Ursprungsgedanke an Hardcore zurückgeben, dass es nicht `ne
Fashion ist, weißt du, so Mitte der 90er war Hardcore ja einfach
„big“, ja? Und wir wollten einfach lokal Support sein. Jungs von der
Straße für die Straße, mehr oder weniger. Einfach
unsern Jungs was geben, so „Hey, wir sind da, wir sind einer von euch!“
Und wir sind immer auf jeder Show, wir haben alles gepusht und die
Leute haben uns supportet und irgendwann mal hat es sich so bewegt. Ich
habe auf der letzten Show so gesagt: „Wir sind mit wenigen
gekommen, und haben als Armee das Feld verlassen“. Irgendwie war es so.
Unsere erste Show, ich kann mich erinnern....
Genau
das wollte ich dich jetzt fragen...Kannst du dich an die erste Show
erinnern?
Ja, super. Auf jeden Fall kann ich
mich erinnern. Das war irgendwie so ganz, ganz witzig so...das ist ja
auf Matzes Video drauf, wo auch das eine - wer´ s schon gesehen
hat - da sind so Bilder drauf, das war in unserm alten Proberaum. Das
war eigentlich nur so `ne Spontanshow, die wir gespielt haben. Da war
bei einem damaligen Freund von uns eine Lady aus Italien zu Besuch
für `ne längere Zeit. Für sie wollten wir einfach eine
Abschiedsshow machen, weil die irgendwie auch down mit Hardcore war und
so...und wir haben da einfach nur so allen rumtelefoniert: „Mann, wir
spielen unsere erste Show, Samstag Mittag: Esslingen Proberaum, kommt
alle vorbei - yo let´s go!“. Und damals haben SHOWDOWN noch
gespielt. Das war Päddes und Fabis Band, die haben da gespielt.
Hakan hat gesungen, und oh Mann...wie hieß der Freak am Bass?
Naja, vergiss es...egal, unwichtig. Der ist nicht mehr hier, aber war
immerhin auf der letzten Show. So, wenn du das liest: „Probs“ raus an
dich! (beide lachen) Ey
Spaß, das war einfach irgendwie crazy. Ich glaube, wir waren
irgendwie...wir haben mehr Coversongs gespielt, wie sonst was.
Was
habt ihr denn gespielt?
Ich weiß, dass wir halt „Life
of my own“ gecovert haben von CRO-MAGS. Das haben wir schon immer
gecovert, ich weiß dass wir „United Blood“ gecovert
haben von AGNOSTIC FRONT, ich glaube „It´s my life“ von MADBALL,
beziehungsweise von den ANIMALS, ja. Das auf jeden Fall. Ich
weiß, dass es den Song „Rawpack“ gab und „For the crew“ und mehr
weiß ich nicht mehr. Das war auf jeden Fall crazy. So, es
war irgendwie `ne coole Show, es waren so 50, 60 , ja 50, man
weiß es nicht genau.... Leute da.
Das
ist schon ne ganze Menge für ne erste Show.
Vielleicht waren` s auch
weniger...ich weiß es nicht, aber es war auf jeden Fall cool. Und
es ging gleich ab. Wir haben einen Ton gespielt und es war geil, ich
kann mich daran erinnern und....ja, es war geil und ab da ging´ s
dann irgendwie los, wir haben relativ viel im Süden gespielt.
Damals war die Szene auch irgendwie... da war weniger der Focus auf
Stuttgart.
Wo
lag der Focus?
Ich weiß nicht, der war
überall. Es war wahnsinnig viel am Bodensee, Ravensburg und so. In
Biberach gab ´s einige Bands. Da gab´ s damals BROTHERS
JUSTICE und so...zu der Zeit sind so einige so aus dem Boden
gesprossen. Und ich glaube irgendwie so, dass da so die Grundlagen
für die europäische Szene gelegt wurden.
Sprichst
Du jetzt gerade auch von der SOUTHSIDE COMMUNITY ? Also, die es damals
gab?
Ja, ich denke das ist das, was
daraus entstanden ist.
Da
werde ich später noch mal drauf zurück kommen.
Okay, das ist jetzt hier vielleicht
ganz interessant für das Ding. Ich weiß nicht genau, wie das
alles entstanden ist , also es ist wie im Süden, es war so ne
Dynamik die irgendwo entstanden ist, so wie gesagt, einige Bands
sind gegangen, einige sind weiter gegangen. Es gab REGRET, die damals
sehr, sehr legendär waren , es gab BROTHERS JUSTICE aus Biberach .
Genau
darauf wollte ich eingehen.
Und ich nehme Dir alles
voraus....aber wir können später ja gerne Sachen...
Ja
können wir gerne später wiederholen...
ja, die sehr legendär waren,
da wurde auf jeden Fall was bewegt und ja, es ist einfach so: wir
haben immer versucht alle Elemente so mit reinzubringen, wenn Leute
irgendwie ein Label gemacht haben, um sie zu pushen. Wir haben unsere
erstes Demo bei OUR WORLD natürlich rausgebracht, später die
Splitsingle beim verrückten Hansi CRAP CHORD und so weiter... wir
haben immer versucht die Leute zu pushen.
Euer
erstes Demo hast du ja bereits angeschnitten, „Commitment“, erschien
auf OUR WORLD RECORDS, wo u.a. auch der Song „Face the Fact“ zu finden
ist, den ich ganz am Anfang zitiert habe. Ihr seid in Deutschland von
Anfang an ziemlich schnell akzeptiert worden in der Hardcoreszene, u.a.
habt ihr Shows mit MURPHYS LAW gespielt, mit SLAPSHOT...gab
es für Dich Highlights in der ersten Zeit?
Puh (überlegt)... ja es gab
sicherlich Highlights. Also, wie gesagt, was ich gut fand, war diese
ganze Dynamik und diese ganze Bewegung und dieses Feuer, das hier in
Stuttgart, bzw. im Süden gebrannt hat. Damals hatten wir eine
ziemlich legendäre Show gespielt auf diesem SOUTHSIDE REBUILDING
FSTIVAL und ich fand´ s einfach geil, was da passiert ist
zu dieser Zeit, dass da einfach irgendwie so `ne Bewegung da war, dass
wirklich viele verschiedene Leute für einen gemeinsamen Traum
gekämpft haben und so.
Was
war der Traum?
Einfach zusammen, ich sag jetzt mal
so latent, also vielleicht bin ich auch ein wenig zu
enthusiastisch oder vielleicht zu verträumt, oder vielleicht in
manchen Dingen zu blind, aber ich glaub´ trotzdem, dass wir uns
eine Welt in dieser Welt aufgebaut haben, und es war immer irgendwie
unser Traum so `nen Fick drauf zu geben, was die Leute da draußen
denken, und es besser zu machen und auf jeden Fall nicht den
Focus auf Amerika zu legen, sondern Europa oder unserer Stadt ein
Gesicht zu geben. Und das finde ich jetzt so ganz wichtig. Für
Hardcore zählt eigentlich Eigenständigkeit. Ich finde es
scheiße, wenn irgendwelche Leute ankommen und irgendwelche Amis
„biten“ und die irgendwie nur so einen auf : „Was ist der neueste
Trend aus Amerika?“ machen. Scheiß drauf!!!! Ich bin
der Meinung, dass wir sicherlich nicht eine
supereigenständige Band sind, die jetzt den Hardcore neu
erfunden hat, also musikalisch usw. und sofort. Man hört ganz klar
CRO-MAGS raus, man hört AGNOSTIC FRONT raus, um das geht´ s
aber auch irgendwie nicht. Das ist so : Yo- egal! Was ich trotzdem
sagen muss ist, wir haben trotzdem diesen NY - Hardcore - Style
gespielt, bevor er irgendwie cool war in Deutschland. Definitiv.
Zu
dieser Zeit gab es eine wachsende SOUTHSIDE COMMUNITY. Du hast das
schon erwähnt mit den Bands, nämlich REGRET, BROTHERS JUSTICE
, BEATDOWN, um hier nur ein paar zu nennen. Hat das etwas mit dem
SOUTHSIDE – COMMUNITY BOARD von Marc zu tun oder ist es ein
Überbleibsel aus dieser Zeit ? Gab es diese „SOUTHSIDE COMMUNITY -
Zeit“ wirklich und wie entstand die oder war das einfach nur so
ein Traum?
Ich glaube, das war eine Zeit, in
der wir sowieso irgendwie alle zusammengehangen sind. Ich würde das auch immer noch
für mich so sehen: ich habe mit niemand „beef“ oder irgendwas, ich
meine mit Sicherheit gibt’s irgendwelche „Hater“, aber die können
mich überall und immer am Arsch lecken, und es gibt Leute, die
wissen irgendwie, wie ich über sie denke und wie sie über
mich denken. Dann ist es cool. So Porno, aka Marc, aka Moderator von
dem Board, war einfach auch schon immer ein Mann, der immer loyal an
unsrer Seite stand und der immer da war auf jeder Show und der immer so
sein eigenes Ding gemacht hat, und ich erinnere mich auf jeden Fall an
ein Gespräch bei uns auf der Terrasse, bei dem ich auf jeden
Fall mit Danny da saß und mit Marc, bei dem wir gesagt haben:
Hey, lass uns doch da was machen. Lass uns doch auch irgendwie so `nen
Board - es gibt irgendwie so „scheiss Poison Free“ und weiß der
Teufel was für `nen Rotz - ja, lass uns doch irgendwas
für Stuttgart machen. Und so ist der Gedanke dann irgendwie
gekommen. Es sollte irgendwie weitergehen und deshalb finde ich das
jetzt wahnsinnig gut, dass einfach Du anfängst auch Interviews da
rein zu puschen und Reviews und so weiter und so fort...dass jetzt
endlich nach den Jahren, in denen wir uns das vorgenommen haben
....es waren bestimmt fünf an der zahl (lacht) oder vier oder so was...dass
es jetzt endlich mal zur Vollendung kommt. Ich weiß, dass am
Anfang ....(überlegt)...das
haben diese Biberacher gemacht. Da gab´ s noch dieses -wer kennt
das Shirt noch- „ Strike Back“ stand drauf, und dann so „Southdistrict
Hardcore Crew“ (lacht)und
irgend so `nen Shit. Ja, aber das war cool. Ich denke, dass da so `nen
Grundstein gelegt wurde. Wir wollten es nicht Stuttgart nennen. Ich
denke jetzt unter einem Stand von 2004 können wir es „STUTTGART -
COMMUNITY“ nennen, weil jetzt ist es einfach so, da sagt man nicht mehr
- 2005 haben wir mittlerweile- ...aber ich denke, dass 2004 auch schon
wahnsinnig viel auf Stuttgart war, wahrscheinlich auch schon 2003. Am
Anfang war es noch mehr so „Southside“, da war es so ganz wichtig, dass
der Focus einfach ein wenig breiter gelegt ist. Und jetzt denke ich
mal, hier sagt mittlerweile jeder Stuttgart. Also jeder, der 50 km um
Stuttgart herum wohnt sagt einfach wir sind STUTTGART HARDCORE, was ich
eigentlich auch cool finde irgendwie, aber ja ...also ich denke, dieses
ganze SOUTHSIDE ist vielleicht ein wenig der Punkt, der sich verlagert.
Aber ich finde es immer noch eine coole Sache, und ich finde, man merkt
immer noch die ganzen positive Vibes, dass es hier schon so ein
gegenseitiges supporten ist. Natürlich sind viele gekommen,
viele...noch viel mehr gegangen, aber es gibt irgendwie echt einen
konstanten Haufen, der irgendwie schon seit Jahren...
bleibt...
...und wahrscheinlich auch bleiben
wird. Man weiß es nicht.
Da
werde ich später noch mal drauf eingehen. Gehen wir mal ins
nächste Jahr, 1999.
Im
Jahr 1999 habt ihr eine Split 7“ mit DISRESPECT aus Berlin aufgenommen,
und die erschien dann bei CRAP CHORD RECORD. War das für euch
damals auch gleich mit ein Einstieg bei MAD, bzw. erste
Berührungspunkte mit Berlin, weil ihr habt später dann auch
im Sommer 2002 mit Skarhead getourt oder habt ihr einfach auch viel
Shows über MAD bekommen?
Also das hatte nichts mit...
Ja,
ich weiß schon, dass es nichts damit zu tun hat, aber es ist
einfach so, ich hab einfach nach der Lokalität gekuckt...ja
Berlin... kamen in der Zeit einfach schon erste Kontakte zustande?
Ja, also wie gesagt es bestand
nicht über DISRESPECT der Kontakt, weil „Berlin- Connection“ war
einfach schon davor da, also bevor ich Felix kennen gelernt habe von
DISRESPECT. Das ist jetzt also ein sehr, sehr langer und guter Freund
von mir, den ich auch schon lange vor Sidekick kannte. Aber ich glaube
so einer der ersten Berliner war David von MAD MOB RECORDS. Mit ihm
habe ich früher einfach immer geschrieben, Briefe. Ja da gab es
noch Briefe. (Conny lacht).
Und ja keine Ahnung ...wir reden manchmal noch darüber, ich
glaube, dass war 1995 oder 1994, hat er mal letztens irgendwann mal
gemeint: „Oh Mann Jogges, ich hab` da noch so `nen Brief von Dir
gefunden“...wie geil das war und so. Weißt Du, es ist irgendwie
10 Jahre her, ich find´s echt richtig geil! Also David war schon
immer die Connection und er hat auf jeden Fall schon immer beobachtet,
was mit uns geht, also die Beobachtung und der Support von MAD und so
war schon da, aber die kannten uns schon einfach davor. Das war einfach
so: „Yo, die Jungs haben jetzt eine Band. Cool, lass uns mal was
machen. Und die haben uns auf jeden Fall schon immer fett gepusht. An
der Stelle möchte ich auf jeden Fall auch Probs an die Leute
raushauen und ich finde einfach man sollte nie vergessen, auch wenn
jetzt diese ganzen kleinen Bookingagenturen kommen und denken, was
weiß ich wie geil sie Hardcore sind, nur weil sie den neuesten
„Shit“ - ich mache Anführungszeichen- aus Amerika kennen,
....darf man einfach nicht vergessen, was MAD für Deutschland und
für Europa gemacht hat hardcoremäßig. Ohne sie, sag ich
jetzt ganz frech und dazu stehe ich, wäre Hardcore einfach nicht
so groß in Europa. Die haben´s einfach rübergeholt und
ich finde irgendwie so, dass sollen die ganzen „New Kids on the Block“
nicht vergessen, dass die Jungs den Block rocken seit was weiß
ich...Ey, Anfang der 90er, und Respekt dafür zollen, so. Ich
bin sowieso der Meinung, dass Respekt irgendwie ´ne Sache ist,
die sehr verloren ging in Hardcore in den letzten Tagen.
Ja,
okay auf das Thema „ Respekt“ komme ich auch noch zurück.
Das funktioniert hier wunderbar mit Dir. (beide lachen).
Ja? So ist es super.
2001
kam dann „0711“ bei OUR WORLD RECORDS, CRAP CHORD RECORDS: Soweit ich
weiß, gibt es da Songs drauf, die ihr insgesamt mehrmals
veröffentlicht habt Warum kam das so? Hat sich das einfach so
ergeben oder ist das Zufall?
Also diese CD, die wir da
rausgebracht haben, diese „Papp- CD“, das sollte ursprünglich nur
`ne Promo - CD werden, mit der wir uns dann überall bei
Labels bewerben wollten, weil da ging`s dann drum: wo kommen wie raus?
Mit David hatte ich noch nicht wirklich gesprochen gehabt, ich wollte
einfach abchecken, was können wir überall kriegen. Wir
wollten diese CD rumschicken. Da wir schon immer irgendwie
„united and strong“ waren, haben wir natürlich mit Matze und Hansi
das gemacht. Die kamen einfach automatisch an: „Hey, lass uns das
Ding zu dritt machen, wir verkaufen noch ein paar, machen wir
irgendwie....weiß was ich wie viel, weiß man wie viel wir
gemacht haben? Wir haben uns die Kohle geteilt, dann haben wir einfach
gesagt: „Hey, lass uns das auf so Pappding drucken, wir schicken- was
weiß ich- 500 weg oder was...“. Scheiß drauf, auf die
Zahl! Und den Rest verkaufen wir. Und dann war irgendwie (lacht)...das Ding kam irgendwie
einen Tag aus dem Presswerk und es war schon klar, David nimmt uns. So.
dann haben wir einfach das Ding rumstehen gehabt, und dann haben wir
einfach das Demo noch mal mit drauf gemacht, weil das ausverkauft war.
Und dann haben wir einfach gedacht: so für die ganzen Kids, die
das Demo nicht haben, weil das gab es 500 mal, und jeder der einfach so
zwei Jahre ...es war ja innerhalb einem halben Jahr weg...jeder der
einfach 2 Jahre später ankommt, der hat es nicht mehr und da
wollten wir einfach, weil wir das Demo irgendwie immer noch
mögen....haben wir einfach gesagt: „Hey, lass uns das einfach noch
mal rausbringen und für billig Geld verkaufen. Oder einfach mal,
wenn jemand ein paar Shirts nimmt verschenken“... und so weiter und so
fort.
Okay,
jetzt verstehe ich auch. 2002 erschien „Amistad“ auf MAD MOB RECORDS,
was soviel wie „Freundschaft“ heißt. Dann hat es also
geklappt mit David? Im selben Jahr war auch die Tour mit
SKARHEAD. Ich würde auch behaupten, dass „Amistad“ für
Euch so richtig ein ganz, ganz großer Schritt nach vorne war.
Kannst Du dich noch daran erinnern, an damals? Auch an das Konzept
dieses Albums? Freundschaft – ich glaube, ich habe auch ein
Interview dazu gelesen, dass da auch wirklich ...da habt ihr glaub ich
auch mal was dazu gesagt??? Oder?
(beide
lachen) Okay, da
könnte es viel dazu geben. (Conny
lacht).
Ich
weiß es nicht mehr genau, aber auf jeden Fall ist das eine
Platte, die für Euch eine ganz besondere Bedeutung hat, Amistad ?
Also mit Sicherheit Ja. Ich glaube,
ich würde jetzt rückblickend einiges anders machen. Wir haben
irgendwann mal auch nicht mehr alle Songs da gespielt, ich unterschreibe nicht alle
Songs, die auf der Platte sind, sag ich jetzt mal. Wir hätten noch
bessere Songs schreiben können mit Sicherheit, aber wir sind so
wie es Heiko auch sagt: „Wir sind fünf Läuse.“ und wir waren
immer fünf Läuse, wir haben uns immer so ewig Zeit gelassen
mit dem Scheiß schreiben, so dass wir am Endeffekt dann noch „The
hard way“ von OUTBURST drauf machen mussten, dass wir immerhin mal zehn
Lieder hatten. (lacht). Aber
ich würde einfach am Layout auch einiges anders machen, aber den
Titel würde ich nie ändern. Ich finde das ist ein geiler
Titel, Amistad auf Spanisch Freundschaft. Wir haben damals bewusst
etwas anderes gewählt, weil wir einfach nicht irgendwie einen
englischen Titel haben wollten. Wir wollten einfach ein Wort haben,
dass uns beschreibt, dass aber nicht so typisch ist. Weil wir immer
versucht haben „against the grain“ zu sein,
immer gegen den Strom zu gehen und ah...pfff, klar - Mann, wir
sind jetzt nicht irgendwelche Batikhemdenexzentriker (beide lachen) .........einfach
irgendwie ein wenig andere Denkanstöße geben: „New York
Style“ zu machen und trotzdem von der Bühne – was weiß ich -
„End Rascismn“ zu predigen. Ich will jetzt nicht sagen, linke Parolen,
weil das wäre das Falsche - aber einfach „attitude“ zu haben .
Ja,
Einstellung.
Was nicht unbedingt so typisch ist,
und so wollten wir das auch – Freundschaft ist einfach auch eines der tragenden Elemente, die uns
immer verdammt wichtig waren. Das ist vielleicht etwas untergegangen,
dann greif ich ´s hier noch mal auf, dass uns einfach diese ganze
Unity Ding verdammt wichtig war, unsere Freundschaft nach außen
zu kehren, und einfach zu sagen: „Hey, wenn man einfach dran glaubt,
fünf Freunde, die schaffen`s.!“ und einfach auch an
dieses ganze ...auch einfach was zu sagen und
zurückzubringen. Weißt du, weil für mich war Hardcore
immer Ausdruck, der einfach irgendwas zu sagen hat, bei dem einfach
eine latent politische Basis da ist. Wenn jemand sagt : „Ich bin
Harcore und ich bin nicht politisch“, dann soll er sich verpissen ,
weil es passt nicht zusammen, weißt du so...dann braucht er
irgendwie nicht so einen rum machen, und wenn´ s einfach nur so
„Fuck you!!!“ ist. Ich bin der Meinung, dass BLOOD FOR BLOOD auch auf
eine gewisse Weise politisch sind. Wenn du „Anti – Society“ bist, dann
ist es trotzdem eine politische Einstellung, in irgend einer Form.
Da
drauf werde ich später noch mal zurückkommen. Jetzt weiter im
Jahr 2003: ich bin mir nicht ganz sicher, wann stieg Heiko aus? Wann
war das? War das Ende 2003?
Nö...ja irgendwann...
2003,
2004?
Ja, so was.
Wie
kam es dazu? Timo stieg dann auch noch aus. Micha Hafner von CRISIS
NEVER ENDS hat daraufhin Bass bei Euch gespielt, Felix Grammer von
TEAMKILLER Gitarre, wie kam es dazu?
Wie vielleicht einige wissen, hat
Heiko mit einer Tättoowiererausbildung angefangen, und das hat
einfach bedeutet, dass er da wahnsinnig viel Zeit investieren musste.
Zeit und auch Energie, was ihn letztendlich zu dem Entschluss treiben
musste, die Band zu verlassen, weil er irgendwann mal...uns war allen
klar, dass wir nie von Sidekick leben werden, können oder
irgendwas, wir können ne gute Zeit haben - aber er hatte einfach
dieses Ding vor sich und es ist sein jahrelanger Traum gewesen , und er
hat ihn einfach verfolgt. Wir haben zusammen lange überlegt,
blablabla, dann kam letztendlich in einem langen Gespräch heraus,
okay er „quittet“ es. Dann haben wir einfach gesagt, okay Timo spielt
Gitarre und Hafner
spielt Bass als Aushilfe. Das heißt wir können im Extremfall
immer rumwechseln und eigentlich war´ s auch nicht so, dass Heiko
richtig weg war. Wir haben immer gesagt: „Hey Alter, wenn du Bock hast
ne Show zu spielen, dann spiel sie einfach. So war´s dann auch
letztendlich. Fakt ist, dass er nie dazu gekommen ist, eine Show zu
spielen, weil er einfach super „busy“ war.
Dann hat es einfach mit Timo auch
wahnsinnig angezogen, in dem Jahr zweitausend...was haben wir gehabt
?-vier letztes Jahr, so dass er einfach auch gesagt hat : „Hey
yo, die Band, ich muss sie verlassen, mehr oder weniger, weil mein
Studium ...mich einfach zu sehr fordert“. Dann hatten wir einfach schon
den zweite Mann gehabt, der weg ist. So im Sommer auf jeden Fall haben
wir überlegt: „Oh Gott, was machen wir jetzt? Fuckin`ey..“ Dann
haben wir halt den Felix gefragt, ob er nicht Bock hätte die Shows
zu spielen so...das war dann okay und zeitgleich, wo wir ihn gefragt
haben, ist dann eigentlich der Würfel gefallen für uns, als
wir beschlossen haben, lass uns Sidekick zu Grabe tragen. Wir haben
Hafner nicht involviert, wir haben Felix nicht in diesen Gedanken
involviert. Wir haben einfach nur wir vier das beschlossen, weil Heiko
war eh so mehr oder weniger raus zu der Zeit, der war einfach so ..der
hatte soviel um die Ohren, und Matze war involviert, unser sechstes
Member. Er war immer so in die ganze Sache integriert. Und wir haben es
niemandem gesagt, wir haben die ganzen Shows gespielt, im Sommer hatten
wir einige mit Terror und überall...und dann irgendwann mal nach
einer der Shows haben wir´s denn Jungs offenbart, und wir wussten
es eigentlich zu dem Zeitpunkt: „Oh Mann, ey shit, war´s die
richtige Entscheidung oder nicht?, weil ich muss einfach sagen, dass
wir mit Hafner und mit Felix , dem verrückten Vogel, echt ein
gutes Team hatten. Und es war echt ein richtig geiles „Summerjam-
Team“. Wir haben echt richtig geile Shows gespielt, haben sehr viel
Spaß gehabt. Für uns als Sidekick war immer wichtig, das
hinter den Kulissen, also dass wir irgendwo hinfahren, so `nen: „Here
comes trouble!“.... so ei rollendes Fahrmobil mit Leuten, die immer
irgendwie ihren Scheiß bauen...(beide
lachen) Es war für uns sehr, sehr wichtig, und wir dachten
immer, das können wir mit niemand anders mehr hinkriegen, das war
einfach auch der Punkt. Fakt ist einfach, dass wir mit den zwei Jungs
dann Leute drin gehabt haben, und ich möchte das jetzt hier
einfach so auch aussprechen, dass die Jungs definitiv OUR SIDEKICK
FAMILY waren. Die haben einfach sehr gut reingepasst. Der Punkt
letztendlich war: CRISIS NEVER ENDS; TEAMKILLER starten durch, was ich
den Jungs super gönne, weißt du es ist super. Ich freu mich
für die, aber da war einfach klar, das wird nicht parallel gehen
und das hat uns letztendlich zu dem Entschluss wirklich noch getrieben:
„ Hey, lass uns wirklich die letzte Show machen. Es wäre mit den
Jungs echt perfekt gewesen, wären die Bands nicht, aber die Bands
sind – so: FACE THE FACT - wir legen es zu Grabe, weißt Du;
und so war es dann auch.
2004
„Words & Action“, kam auf DEAD SERIOUS heraus, auf STEP OFF
RECORDS gab es Vinyl. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ben DEAD
SERIOUS, ihr seid ja dann von MAD MOB zu DEAD SERIOUS, TAMKILLER sind
auch dort gelandet. Ging das über eine Connection von
TEAMKILLER oder wie kam es dazu?
Also damals gab es Teamkiller noch
gar nicht, als der Entschluss schon kam. Ich weiß nicht, wir
wollten glaub` ich erst ursprünglich nur so Vinyl. Wir sind
sowieso so Typen, die eigentlich nur Vinyl machen würden, aber das
geht ja irgendwie heutzutage nicht mehr, weil es hat ja niemand mehr
einen Plattenspieler von den ganzen Kids. (lacht) Ja, dann haben wir halt Tim,
also das mit Tim war auf jeden Fall erst da und es war klar, er macht
ein Label, und wir so: „Yo Alter, bring unsere Platte raus!“ Super ey,
weil wir wollen Freunde pushen, damit kommt das einfach wieder hoch.
Ich weiß nicht wie die Connection mit Ben zustande kam, ich
glaub wir haben mit BLEED INTO ONE gespielt und da haben wir einfach so
angefangen darüber zu reden, und er war sofort „stocked“ und
sagte: „Hey, cool klar, ich hab Bock das rauszubringen. Let´s
go!“ und dann war die Connection da. Wir haben auch bevor wir
irgendetwas mit DEAD SERIOUS geredet haben , mit David geredet. Ich
habe mit David geredet, weil er ein sehr guter Freund ist. Und ich
einfach sage, ich würde niemals eine Businessentscheidung, also
ich nenn´s jetzt Business, wobei ich das Wort Business und
Hardcore eigentlich hasse, aber ich würde das nie machen, und
einen Freund damit anpissen. Wenn der David gesagt hätte: „Yo
Alter, ich wäre echt angepisst, wenn Du´ s machen
würdest...“, dann würde ich von meiner Seite aus alle
Hebel in Bewegung setzen, dass wir es dann nicht gemacht hätten.
Aber es war für ihn einfach völlig easy, er so: „Hey, lass es
uns tun, einfach das checken, weil wir finden dass Ben und Jessi
´ne verdammt gute Arbeit machen mit DEAD SERIOUS. Und wir wollten
sie damit einfach auch pushen. Einfach auch durch den Namen, den wir zu
der Zeit hatten. Ich weiß einfach, dass wir den letzten Schub
auch nicht ohne die gekriegt hätten.
Ich
habe mal gehört, dass es mehr Jessi ist, die sich um DEAD SERIOUS
kümmert. Stimmt das?
Weiß ich nicht.(Schweigen)
Also
beide? Ich frage so genau, weil ich oft nur Ben DEAD SERIOUS
höre, und Du bist einer der wenigen, der Jessi mit in einem
Atemzug nennt....
Ich möchte das einfach auch
betonen, weil ich finde, dass sie manchmal ein wenig untergeht, wer
jetzt DEAD SERIOUS ist, das sage ich natürlich.....das weiß
ich nicht, und ich möchte mich auch in keine Nesseln,
Fettnäpfe oder sonstige Töpfe setzen (lacht).
Textlich
habt ihr Euch sehr mit dem Thema Freundschaft auseinander gesetzt, wie
schon der Albumtitel „Amistad“ sagt. War das für euch
schon immer Basis von Hardcore? Ich muss an dieser Stelle noch
etwas weiter ausholen: habt ihr als Band eine Botschaft gehabt? Du hast
ja schon ein wenig darüber gesagt. In eurer Biografie steht
unter anderem auch, dass ihr eine VOICE sein möchtet- eine Stimme-
einer positiven Bewegung und Alternativen bieten, was
Gesellschaft betrifft. Ich habe es am Anfang so gesagt: „Our life is a
sidekick in your face, against society against ignorance in your face!“
Mir ist dann dazu ganz spontan ein Song von SLAPSHOT eingefallen,
der da heißt „I´ve had it with unity“. Ich weiß
nicht, ob Du den kennst. Auf jeden Fall handelt er davon, dass wir
immer alle nach Veränderung schreien, dass sich immer neue Bands
formieren, und dass es unrealistisch ist, nach UNITY zu schreien und
eine Gesellschaft zu verändern, weil wir alle sehen, es passiert
schlichtweg nicht. Und jetzt frage ich Dich, einfach ganz
persönlich, was denkst Du: sind SLAPSHOT einfach
superpessimistisch über die Jahre hinweg geworden, also entspricht
es der Realität, was sie sagen, einfach dass Hardcore doch im
Endeffekt nicht soviel verändert, oder hängt Dir dieser
Themenkomplex : Hardcoreszene, politisch sein, „etwas bewegen wollen“,
zum Halse heraus? Es war klar, dass ich auf dieses Thema irgendwann mal
kommen musste, einfach angesichts dessen, dass im Moment eine Menge an
Leuten abkotzen, wie scheiße sich doch die Szene entwickelt hat,
wie kommerziell sie geworden ist, usw. Denkst du dieses „Screaming for
change“ macht noch Sinn und wenn ja, was müsste sich
verändern?
Also ich denke, dass SLAPSHOT
sowieso eine sehr zynische und pessimistische Band sind. Ich
möchte jetzt auch nicht irgendwie wie ich schon gesagt hab
so...New York ist New York, Boston ist Boston und Stuttgart ist
Stuttgart.
Genau.
Und ich sage es einfach so: ich
kehre vor meiner eigenen Haustüre, bevor ich irgendwo anders etwas
mache. Ich kann es verstehen, ich sag auch UNITY funktioniert nicht.
Das wäre dann mal so was, was ich hier in Raum stelle, weil ich
glaube, es liegt einfach in der Natur des Menschen, dass er „hatet“,
und dass er immer neidisch ist. Neid ist einfach etwas, das Menschen
auffrisst, und was einfach aber da ist. So und von daher denke ich mal
wird eine wirkliche UNITY nicht funktionieren.
Aber
was mach ich...
Lass mich mal ausreden.
Sorry.
Okay, dann ähm...jetzt hab ich
den Faden verloren Conny, ( macht
„pff pff pff pff“ ins Diktiergerät und lacht dabei)...
Das
gehört jetzt nicht hier rein...
Doch , doch.
Ich
kann´s reinmachen.
Neee, mir egal, ich schlag Dich
nicht. (lacht) Ich
persönlich bin ein Mensch, der positiv ist, ja. Das heißt,
ich bin nicht ein Kerl der resigniert, ich bin nicht einfach so jemand
der, wenn er niedergeschlagen ist, so liegen bleibt und nicht wieder
versucht auf zu stehen. Das bedeutet einfach wenn ich irgendwas
für mich im Herzen trage, und ist es einfach UNITY z.B., dann habe
ich einfach diesen Traum, auch wenn es „cheesy“ klingt, weil ich
denke, gemeinsam sind wir stark. Das ist so `nen dummer Slogan , der
schon eine Million mal für irgendwas verwendet wurde, aber da
steckt für mich irgendwie soviel Wahrheit drin und Kraft. Ich
weiß, dass es im großen nicht geht, das ist richtig. Das
weiß ich, aber ich finde es ist einfach wichtig, dass man
Leute motiviert und ich finde es einfach wichtiger, die positiven
Dinge zu pushen, anstatt so negative Scheiße, und so
„Suizidscheiße“, weil für mich war Hardcore immer etwas
positives, weißte so? CRO MAGS haben „Survival of the streets“
und „Streeet justice“ oder so gesungen und „We gotta know“....wir
wissen was Sache ist, weißte so und die Sache positiv zu pushen,
immer positiv „mental attitude“ zu haben und nicht irgendwie so
„Negativscheiße“. Das ist einfach etwas, das ich kritisiere im
Hardcore, so AMERICAN NIGHTMARE – ROTZ und so, die nur über Arme
aufschlitzen oder irgend so ne Scheiße singen, finde ich nicht
gut. Ich finde es einfach wichtig, den Kids eine positive Message zu
geben, die Welt da draußen ist so kalt, die Welt da draußen
ist so beschissen, und weißte so, du wirst so oft getreten von
irgendwelchen Leute, wenn Du irgendwie anders bist. Ich meine
heutzutage ist das was anderes, heutzutage sind Hardcorekids keine
Rebellen mehr, aber ich sage jetzt mal vor 10 Jahren mit bunten Haaren
rumzurennen oder mit einem Iro ist einfach was anderes, wie heutzutage.
Oder mit weiten Hosen, oder wie auch immer und seine Meinung zu
schreien. Und ich finde es ist einfach wichtig als Band, wie du gesagt
hast, wenn du eine VOICE bist, ein Sprachrohr bist, das einfach auch
nach außen zu tragen und Leute in einer positiven Weise zu pushen.
Mir
hat jemand mal vor kurzem gesagt, dass Hardcore schon immer etwas war,
das sich mit Kommerz beißt. Hardcore hat immer etwas damit zu
tun, am Rande der Gesellschaft zu stehen. Aber heutzutage sieht es ja
so aus: kuck dir als Beispiel nur mal VIVA an, kuck Dir MTV an !
Inzwischen läuft da auch Hardcore und noch mehr Metalcore, v.a.
auf VIVA 2. Ich frage mich da manchmal: Ist das einfach eine
gesamtgesellschaftliche Entwicklung, dass die Menschen einfach stumpfer
werden, und dass sie nicht mehr wirklich politisch sind, denn ich denke
Hardcore war einfach immer politisch oder ist es einfach so, dass die
Leute wieder neues „Teaching“ brauchen, einfach wieder jemanden
brauchen, der sie neu an die Sache heranführt? Neue Inputs? Und
wenn ja, wie ist das möglich?
Okay, also ich denke schon, das
beißt sich. Hardcore und Business, wie ich es vorher schon gesagt
habe passt für mich nicht zusammen. Allerdings gibt es auch
positive Beispiele, die dann die gesamte Bewegung nach vorne bringen.
Wenn ich jetzt zum Beispiel so...ich sehe es jetzt mit den Jahren...ich
bin 30, da sehe ich es einfach ein wenig anders, als noch vor fünf
oder vielleicht sogar 10 Jahren oder so. Bands wie HATEBREED oder so,
die tun auch wahnsinnig viel für die Szene, oder auch Bands wie
TERROR, die jetzt echt fett sind, machen viel, die zeigen den Kids
einfach: das ist Hardcore.
Ja,
damit einfach eine breite Masse mit Hardcore in Berührung kommt...
Nicht dieser lackierte
„Fingernagel- Metal- Gedöns“, was einfach viel Kids (beide lachen) von heute
darunter....versuchen als Hardcore zu
identifizieren. Ich meine, letztendlich kann jeder machen, was er will,
das ist auch richtig. Hardcore heißt für mich auch ganz
stark, seinen eigenen Weg zu gehen. Seinen Idealen zu folgen, und sein
Ding zu machen, egal ob ich jetzt vegan mit...wenn ich einfach
VEGANSTRAIGHTEDGE bin, dann bin ich das aus Überzeugung. Ich
selbst war noch nie SXE und ich bin da überzeugt davon, aber
dennoch respektiere ich SXE ohne Ende. Also ich hasse Leute, die
einfach jetzt einem SXE - Trend nachrennen, dann ist SXE nicht mehr
cool und dann rennen sie irgend einem ...dann saufen sie sich die Hucke
zu und kiffen sich zu so...das soll jetzt auch kein „Diss“ an alle
irgendwie EDGEBREAKER sein, es ist mir irgendwie auch scheißegal.
Aber ich denke einfach so, Leute sollen ein wenig reflektieren, sollen
hinterfragen. Das ist für mich Hardcore schon immer gewesen, zu
hinterfragen. Deshalb auf jeden Fall ganz klar die „Roots“ zu sehen, wo
kommt Hardcore her. Dass es einfach aus dem Punk kommt, dass
Hardcore von der Straße kommt, dass Hardcore rau, dreckig
und angepisst ist, und ich weiß es nicht.... angepisst, rau und
dreckig hat nichts mit VIVA / MTV zu tun, weil das ist Kommerz, Glamour
und schön. Ja, ich verurteile es nicht, ich finde es aber auch
nicht gut und deswegen bin ich froh, dass ich vielleicht nie in die
Versuchung gekommen bin so was zu haben. Wir hatten nie einen „really
big Deal“, und da bin ich auch irgendwie froh drum. Auf der anderen
Seite würde ich´ s vielleicht auch machen...ich weiß
es nicht, also es ist okay. Ich denke, du kannst auch groß sein,
ohne dich auszuverkaufen.
Ihr
habt euch immer stark gemacht gegen Nazis, z.B. mit der ANTI FASHIST
ROCK ACTION, habt auch Shows organisiert. Kannst du mir da noch mehr
darüber erzählen? Es gibt dazu ja auch die T- Shirts: „Good
Night white Pride“...
Also diese GOOD NIGHT WHITE PRIDE
Bewegung, denke ich mal, sagt jedem etwas, und es ist jetzt einfach
auch schon seit Jahren so, dass hat einfach irgendwie jeder so
gemacht, seine Flyerchen und so...wir haben dann ,weil wir irgendwie
schon eh viel mit Punks und Skins einfach schon abgehangen sind immer,
haben war einfach so gesagt, weil einfach politisches Interesse da ist,
also `nen Linkes , weil wir einfach gegen Nazi sind, weil es uns
einfach verdammt wichtig ist. Wir sind auch zusammen auf Demos oft
gefahren und wir haben einfach gesagt: „Hey, lass uns doch
irgendwie zusammen ONE VOICE machen, eine Stimme, die dagegen schreit.
Punk, Skins und Hardcorekids. Wir kommen so aus einem Ding, Lass uns
ein machtvoller Block sein, der einfach alles niederwalzt, und
das war so der ganze Ursprungsgedanke. Wir haben angefangen immer
an Weihnachten, damals mit den OIGENS noch, die auch eine wichtige
Koalition in der Geschichte von SIDEKICK waren - das möchte ich
auch nicht untergehen lassen- haben wir dann ein paar mal an
Weihnachten gespielt, einfach ein wahnsinniges, mächtiges Ding,
das auf jeden Fall so einiges sich bewegt hat. Es war mal echt so
`ne Zeit, in der viele Faschodemos einen Bogen um Stuttgart gemacht
haben, weil sie einfach wussten, da sind sie nicht willkommen. Punkt.
Wie
geht es für Dich jetzt weiter nach Sidekick? Gibt es schon neue
Pläne?
Ne, nicht wirklich. Also ich hab ja
mit dem Jochen so ne Coverband , also mit dem Jochen Beatdown, also MAD
- MAGS heißt die, und da covern wir nur CRO MAGS Sachen. Wir
haben jetzt einmal gespielt vor anderthalb Jahren (lacht), das werden wir jetzt wieder
so ein wenig aufgreifen. Ich will und würde sehr gerne eine Band
machen. Ich weiß noch nicht, wie und wo, und was. Also WAS,
weiß ich: Hardore! Und WO weiß ich auch: in Stuttgart. Aber
mit WEM so konkret (lacht),
weiß ich nicht. Es gibt so ein paar Gespräche, aber das
möchte ich einfach zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht
rauslassen....
Welche
Bedeutung hat für dich Stuttgart?
Also das ist erstens die Stadt in
der ich lebe (grinst), in der
meine Freunde leben, in der ich mich auch verdammt wohl fühle,
weil ich einfach denke; es ist hier irgendwie herzlich, crazy und
trotzdem nicht so „Heulsusenstyle“, sondern es ist irgendwie cool.
Für mich ist es irgendwie schon ein Stückchen Hardcore
und ich weiß auch wieder von Leuten, die hierher kommen zu Besuch
oder auf Shows waren, die echt sagen: „Mann, hier ist es echt
irgendwie schön“. Also „schön“ ist ein dummes Wort, aber hier
kann man sich wohl fühlen, das ist irgendwie...also mir bedeutet
Stuttgart da sehr viel...
Sehr
viel. Ich glaube, ihr habt es auch immer wieder sehr betont in
Interview, auf Shows, einfach überall.
Immer Stuttgart „represented“.
Lieber einmal mehr Stuttgart sagen, als einmal zuwenig (lacht).
Ich
habe es auf jeden Fall schon mitbekommen. Folglich kennt inzwischen
jeder Stuttgart in Deutschlands Hardcorelandschaft. Wie geht es denn
weiter mit Stuttgarts Hardcorszene Deiner Meinung nach? Es gibt
TEAMKILLER; CRISIS NEVER ENDS.....gibt es da noch andere Bands, bei
denen Du denkst, dass die noch was reißen können?
Also es gibt ja auch MORE THAN
EVER, die ich denke auf ihre Weise, was bewegen werden. Die sind ja
jetzt auf GUIDELINE. Hey yo, Conny ist nicht bei GUIDELINE dabei,
neeeeee, ich mach hier keine Schleichwerbung! Sie zwingt mich mit dem
Messer dazu (lacht), damit sie
weiterkommt.... (lacht). Ne,
aber mal im Ernst: MORE THAN EVER ist nicht meine Musik, da
brauchen wir keine Hehl drum machen, aber das was die Jungs machen, das
ist gut. Und ich freue mich, wenn die Jungs Gas geben. Es gibt
diese OPPOSITION OF ONE hier, es gibt SINCE SUMMER, und ich freu mich
wenn Tim mit RIGHT HERE aus dem Arsch kommt. Ich hoffe echt, dass da
was geht.
RIGHT
HERE?
RIGHT HERE. Es gibt bis jetzt nur
einen Song, aber ich denke und ich hoffe, dass sie auf jeden Fall live
spielen werden.
Und
wer ist da dabei?
Ich weiß nur, dass die
Oswaldbrüders das machen.... man weiß es nicht, aber es gibt
nur einen Song zum Downladen, müsstest du doch wissen als
Internetjunkie. (beide lachen).
Weiß
ich leider noch nicht. Jetzt müssen wir noch mal hier ein
Resümee ziehen: Deutschland und Europa. Du hast schon ganz am
Anfang gesagt, wir sollten auf Deutschland und Europa schauen und uns
nicht immer nach Amerika ausrichten .
Genau. (Jogges lacht und macht eine eine
eindeutige Handbewegung, in dem er die rechte Hand zum Gruß
ansetzt...)
Ich
werde jetzt diese Geste nicht ins Interview mit einfließen
lassen..... Wie sieht es im Gegensatz zu den USA aus: Hättest du
gerne auch mal in den Staaten getourt: Ich frage Dich das jetzt,
weil viele Amibands eigentlich ziemlich glücklich sind hier
in Deutschland, bzw. Europa zu touren, denn das Essen ist hier viel
besser, es gibt Pennplätze, es gibt nette Promoter, es gibt immer
genügend zu trinken, und so weiter und sofort.... Hättest du
trotzdem irgendwie mal Lust, in den Staaten zu spielen, was
denkst du? Was ist der größte Unterschied zwischen Amiland
und Europa?
Keine Ahnung. Ich höre immer,
dass es schon ganz gut ist da drüben, ich hätte vielleicht da
auch schon mal gern gespielt, aber (überlegt
lange)...ich glaube nur, wenn du einen wirklich coolen Promoter
im Rücken hast, der dir einfach gute Shows bucht, sinnvoll und
nicht mit 27 Stunden fahren (beide
lachen), und so scheiße, ja?? Und was weiß ich, was
für `nen Rotz, oder vielleicht mit einer Band, wir sind z.B. mit
Terror befreundet , da drüben zu touren. Es wäre geil
gewesen, wenn dann wirklich auch was geht. Ich weiß einfach, dass
die Typen da drüben auf , also die meisten, einfach auf Europa und
Deutschland scheißen, dass sie vielleicht einfach uns nicht ernst
nehmen, und allein aus dem scheiß so sage ich mir einfach:
„Respektiere niemand, der dich nicht respektiert.!“ Weißt du wie
ich das meine?
Ja.
Das soll kein „Gehate“ sein
über Amerika, bin ich nicht Mann, ey. Ich höre fast nur
Amerikascheiß. Mich flashen immer nur die ganzen alten
Bands und so, mich flasht wenig neues. Ich bin da ganz ehrlich. Alle
meine Heros, falls es so was überhaupt gibt - ich bin Antihero-
kommen aus Amerika. Ich wäre schon mal gern da gewesen.
„Life
of my own“ ist so ziemlich der wichtigste Song für dich oder?
Kannst Du mir sagen, was er für Dich bedeutet?
Also erstens mal ist CRO MAGS so
für mich die Band überhaupt. Mit den Jahren ist es jetzt so,
dass auf einmal jedes jedes Kätzchen CRO - MAGS hört und es
gut findet. Für mich war CRO MAGS wahrscheinlich meine
Einstiegsdroge, wie so` nen Scheißjunkie rauchen, Haschisch
rauchen oder so.. (lacht) so
`nen Junkie war ich mit CRO - MAGS! Und hey, ich weiß nicht, der
Song...ich weiß nicht, das war irgendwie so der Song, der mir
einfach am meisten bedeutet, die Message einfach. Allein der Titel:
„Life of my own.” Ey, das is für mich schon so der Hammer. Dann
finde ich den Song einfach deep. Allein diese Zeile: “You come into
this world with nothing, except yourself-. We leave this world with
nothing except yourself!” Das finde ich einfach einen wichtigen
Satz, das einfach irgendwie so „Hey egal, was du tust und was du machen
wirst, du bist einfach allein. Und da gibt ´s nochmal eine
Zeile.: „...if it feels right go out and do it!“ Das ist für mich
auch eine elementare Zeile, die einfach mein Leben bestimmt. Wenn ich
einfach ganz ehrlich vor mir selber sage, „Hey Alter, das ist in
Ordnung , was du da tust.!“ Ich in Spiegel kucken kann, mir in die
Augen kucken kann und mir sagen kann: „Hey, es ist in Ordnung.“ ,
dann kann ich es tun, verstehst Du? Und das ist wichtig! Wenn du
wirklich auf die innere Stimme in dir hörst, wenn die einfach
sagt: Ja, cool.
Du
hast ein CRUCIFIED Tattoo. Wie stehst du da inzwischen dazu? Immerhin
hast du Dir das Bandlogo tätowieren lassen.
Ich finde, dass THE CRUCIFIED auch
eine sehr gute Band sind. Das ist eine christliche Hardcoreband -
für Leute, die das nicht wissen. Als ich 13 war, und in der
Jungschar war (beide lachen),
da gab dieser Freak mir das Tape, das Demotape von denen und hat es uns
überspielt. Es war auf jeden Fall so mit die erste Hardcoreband,
die ich gehört habe. Ich hab´s da noch nicht so richtig
gerafft, was das alles ist. Ich kann mit diesem ganzen Christenmetall
und Hardcorezeug auch nicht wirklich viel anfangen. Ich fand das auf
jeden Fall auch gut, es hat mich geprägt, bin dann aber auch
relativ schnell wieder davon weggekommen, und hab dann eben so
Metalbands gehört, was weiß ich wie SLAYER, SEPULTURA und
den ganzen Scheiß und so...aber das ist einfach irgendwie eine
bedeutende Band in irgend einer Weise. Also ich finde die sind gut, und
für mich symbolisiert es nicht unbedingt die Band jetzt so sehr,
sondern für mich symbolisiert es einfach ein Symbol für
Jesus. Also ich sage auch für mich, ich glaub auf meine ganz
eigene Art und Weise definitiv an Gott und an Jesus, und ich denke, das
ist so der Ursprung und das soll es einfach irgendwie symbolisieren,
einfach dass der Freak am Kreuz gestorben ist.
Okay
wir kommen zum Schluss. Erst einmal DANKESCHÖN...
Schon vorbei???
Ich
danke Dir für das Interview. Du hast sehr, sehr viel geredet und
eine Menge erzählt. Das war superinteressant.
Ja? Cool.
Gibt
es noch ein paar abschließende Worte? Etwas, das ich vergessen
habe, Dich zu fragen? Willst du irgendwas noch loswerden?
Ne, ich glaub nicht wirklich. Ich
weiß es nicht....einfach noch mal so ein pauschales DANKE an der
Stelle, auch noch mal an die ganzen Leute, die uns einfach supportet
haben vom ersten Tag an, auch an Leute, die nicht mehr dabei sind, aus
diversen Gründen, von denen ich einfach weiß, die sind so im
Herzen ganz krass mit dabei gewesen, an der letzen Show als Beispiel,
und haben`s im Herzen so mit zu Grabe getragen. Das ist mir auf jeden
Fall wichtig. Ich habe im Nachhinein so einige Stories von Leuten
erfahren, was Sidekick für sie bedeutet hat, auch wenn ich es nur
aus zweiter oder dritter Hand erfahren habe, die mich definitiv so
berührt haben, wo ich nie gedacht hätte, dass wir irgend
jemand soviel gegeben haben, das wir für manche Leute so die erste
Hardcoreband waren, die er gehört hat oder so, als Beispiel
oder... die manche Leute zu Schritten bewegt haben, was in ihrem Leben
aufzugeben, und sagen: „Hey Mann , ich kann das nicht machen, ich bin
Punkrock und Hardcore. Ich muss einfach einen anderen Job machen. Das
finde ich irgendwie Wahnsinn so, dass das wohl authentisch für so
viele Menschen war. Da sage ich einfach : „Wow!“. Und ich sage einfach
so: „Hey, ich war immer ein Hardcorekid und ich werde immer ein
Hardcorekid bleiben!“ Und ich glaube einfach, dass wenn du an Dich
glaubst und an das, was du tust glaubst und wenn du es aus voller
Überzeugung machst, egal was es ist, dass du dann auch irgendwie
etwas erreichen kannst, und dass es dann vielleicht sogar Früchte
trägt. Und ich denke einfach, wenn sich viele Leute nicht immer
unbedingt so `nen Druck machen...Ich glaube man sollte ne Band nicht
starten, um irgendwann mal `nen scheiß Video auf VIVA 2 zu haben,
man sollte einfach eine Band machen, weil man Hardcore liebt. Punkt.
Punkt.
Das
Interview wurde von Cornelia Schmitt geführt.